Healing Event 2008

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Bericht von Tom Steininger

Der junge österreichische spirituelle Lehrer Thomas Hübl veranstaltete vergangenes Wochenende in Berlin ein kraftvolles Healing Event zum Zweiten Weltkrieg und Holocaust. Fast 500 Menschen waren an diesem außergewöhnlichen Tag anwesend, an dem auch ich die Ehre hatte zu sprechen. Lesen Sie hier mehr dazu:

Der erste Referent (nach einer Einführung von Thomas Hübl) war Günther Wieland, ein Deutscher, der nun fast 90 Jahre alt sein müsste. Er ist ein sehr berührender alter Mann, blind, in Begleitung einer jungen ungarischen Frau, die ihm auf seinen Reisen hilft und seine vielen Termine organisiert, bei denen er über seine Nazi-Vergangenheit spricht. In seiner Rede beschrieb er, wie er im Alter von drei Jahren das erste Mal den Nazis in Ulm, seiner Geburtsstadt in Bayern, begegnete. Er sah damals gemeinsam mit seiner Mutter ein Poster mit einer Welt in Trümmern. Aus diesen Trümmern entzündete sich eine Flamme, und in dieser Flamme stand ein Mann, der die Ketten des "unterdrückenden Friedensvertrags von Versailles" sprengte, wie Günthers Mutter dem Jungen erklären musste. Seine Mutter las ihm den Text unterhalb des Mannes vor: "Wähle Liste 2 – NSDAP". Der starke Eindruck dieses Posters blieb Günther sein Leben lang in Erinnerung. Er beschrieb auch, wie er als Jugendlicher das erste Mal Hitler persönlich in Ulm traf. Er und alle seine Schulfreunde waren in völliger Ekstase. Und Günther berichtete, wie er damals wusste, dass er sein Leben diesem Mann, Adolf Hitler, widmen würde. Er beschrieb auch, wie er als Jugendlicher die Reichskristallnacht erlebte, in der die Nazis fast alle Synagogen in Deutschland abbrannten. Günther hatte gesehen wie in Ulm Juden in den Stadtbrunnen gezwungen worden waren um sie zu demütigen und war so aufgebracht, dass er Hitlers Foto von der Wand neben seinem Bett riss und unter sein Bett warf. Seine Eltern beruhigten ihn, indem sie ihm erklärten, dass dies ungewöhnliche Ausschreitungen seien und dass es manchmal harte Maßnahmen brauche. Günther hat all das geglaubt und ging 1944, als er 17 Jahre alt war, als begeisterter Nazi in den Krieg. Er wurde in Italien verletzt und erblindete. Auch nach dem Krieg war er noch ein fanatischer Nazi. Er sagte, kein Argument hätte ihn erreichen können. Erst eine Jungsche Therapie, in der er viel mit seinen Träumen arbeitete, ließ ihn erkennen, was er getan hatte. Günther sagte in seiner Rede, dass er, obwohl er das Glück hatte nicht direkt in Kriegsverbrechen verwickelt gewesen zu sein, schuldig ist, da neben der Tatsache, dass der Krieg selbst ein Verbrechen war, nur die deutsche Armee ein Auschwitz ermöglichte.

Nach Günther war ich gebeten, meinen Vortrag über die "Gegenwart Auschwitzs in unseren Seelen" zu halten. Ich sprach über die Tatsache, dass wir in den deutschsprachigen Ländern nach dem Krieg eine Kultur des Schweigens etabliert hatten über das was geschehen war und was auch uns jüngeren Deutschen, die nach dem Krieg geboren waren, tief in der Seele saß. Ich teilte auch unsere Erfahrung als Deutsche bei EnlightenNext in der Arbeit mit Andrew Cohen mit: Wie wir Deutschen uns unserer (ich mich meiner) Fähigkeit stellen mussten, jede beliebige menschliche Beziehung zu beenden wenn unser Ego herausgefordert wird – eine Eigenschaft, die wir Deutschen scheinbar stärker entwickelt haben als andere Nationen. Ich beschrieb auch, wie es für uns deutsche Core Students bei EnlightenNext nötig war, das Land für einige Jahre zu verlassen, um eine Perspektive unseres nationalen Egos zu gewinnen. Ein großer Schwerpunkt meiner Rede war, welche Verantwortung wir als Deutsche der Welt gegenüber haben, uns dem zu stellen was geschah, und welche Chance es sein könnte wenn es uns möglich wäre eine nationale Kultur zu schaffen, die anfinge sich mit ihrer dunkelsten Seite zu konfrontieren. Es schien als ob viele Menschen im Publikum von dem, was ich sagte, berührt waren. Viele kamen später mit Fragen und positiven Feedbacks zu mir.

Nach einer Pause leitete ich das Podiumsgespräch mit Günther Wieland und zwei anderen Zeitzeugen:
Moshe Mendelssohns Geschichte ließ mich wirklich für einige Augenblicke den Atem anhalten. Ich hatte nicht erwartet, was dieser Mann zu sagen hatte. Sein Vater war ein berühmter jüdischer Chirurg, der noch bis 1941 in Berlin arbeitete und zu dieser Zeit sogar eine erfolgreiche Operation an Göring durchführte. Er und seine Familie wurden erst 1941 nach Dachau deportiert. Moshe erzählte, dass er schon auf dem Weg zur Gaskammer war, doch da er ein Kind war, konnten ihn einige jüdische Gefangene verstecken. Sie hielten ihn in einem Versteck, das sie auf der oberen Ebene der Stockbetten gebaut hatten. Er konnte nur nachts aus diesem kleinen Loch kriechen, und das drei Jahre lang bis zur Befreiung 1945. Nach der Befreiung arbeitete Moshe für Simon Wiesenthal – um "alle Nazis zur Strecke zu bringen". Er war auch daran beteiligt, als sie Eichmann in Argentinien fanden. Heute lebt Moshe Mendelssohn als Künstler in Berlin.

Ursula Boger, Enkelin des SS-"Metzgers" Wilhelm Boger, der auch den Namen "Teufel von Auschwitz" bekam und nach den Auschwitz-Prozessen für seine Verbrechen verurteilt wurde, war während des Podiumsgesprächs sehr schüchtern, doch dabei sehr verletzlich und authentisch. Allein das hatte eine starke Wirkung auf das Publikum.

Es war extrem herausfordernd, dieses Gespräch vor 500 Menschen zu leiten. Nachdem ich Moshe und Ursula zu ihrer Geschichte befragt hatte, lenkte ich den Fokus des Gesprächs auf die Kultur des Schweigens in Deutschland und was es bedeuten könnte, nun anzufangen zu sprechen. An mehreren Punkten war Stille auf der Bühne, wo ich nicht wusste was ich sagen sollte und das Gefühl hatte, dass gerade nichts gesagt werden sollte. Es ist ziemlich herausfordernd damit zu bleiben, wenn du eigentlich ein öffentliches Gespräch moderieren sollst. Doch viele Menschen sagten, dass sie überaus dankbar für diese Momente der Sprachlosigkeit waren.

Nach einer Mittagspause hielten alle Teilnehmer ein "World Café" über das, was sie am Vormittag gehört hatten. Während dem World Café wurde es deutlich, wie schwierig es für viele Menschen war, mit der Krassheit der Situation zu bleiben. Die Versuchung, "auch das Positive mit einzubringen", war sehr fühlbar. Es erfordert sehr viel um einfach so mit der Wahrheit zu bleiben.
Abschluss des Tages war eine von Thomas Hübl angeleitete "Heilungsmeditation". Dies war eine Art Trance-Reise zur deutschen und zur jüdischen Seele des Zweiten Weltkriegs, und dann brachte Thomas die beiden Seelen zusammen. Das war sehr kraftvoll. Viele Menschen fingen an zu weinen.
500 Menschen, hauptsächlich Deutsche, waren während dieses Events bereit, in den Abgrund von Auschwitz zu schauen und blieben damit. Es gab einen Satz von Günther Wieland, der für mich den ganzen Tag über präsent war: "Die einzige wirkliche Heilung ist radikale Ehrlichkeit."